Unabhängig von den ganzen Spekulationen, ob Lana del Rey dank YouTube ein wahrer DIY-Star oder das ganze einfach nur eine schlaue PR-Strategie ist, muss man klar sagen, dass sowohl die Songs als auch die selbst zusammengeschnippselt wirkenden Polaroid-Videos irgendwie absolut den Nerv dieser Tage, nämlich die derzeit beobachtbare Sehnsucht nach der guten alten Zeit, treffen. Insbesondere habe ich das Gefühl, dass die Medien gerade die derzeitige Situation in den USA, wo inzwischen Wunschdenken und Realität nicht mehr so ganz übereinstimmen zu scheinen, häufig diskutieren*. Da kommen die Songs und Bilder von del Rey genau im richtigen Moment, beschwören sich doch das Lebensgefühl einer vergangenen Zeit herauf, in der der amerikanische Traum noch gelebt werden konnte und gefühlt alles besser war. Statt täglicher Berichte über verschuldete Staaten, Bilder von leer stehenden Häusersiedlungen mit „For Sale“-Schildern, Videos von Naturkatastrophen (die dank dem Internet quasi zeitgleich und detailgetreu um die Welt gehen) erschafft Lana del Rey, mit ihrer Musik und Bildern aus den 60-ger Jahren, einen Gegenentwurf zur Realität. Eine unbeschwerte und einfache Welt, in der wir mit unseren Freunden bei strahlendem Sonnenschein im Swimmingpool planschen, Skateboard fahren oder eine Spritztour mit dem Roller machen, ohne dabei an die Helmpflicht erinnert zu werden. Und es scheint auch alles noch erreichbar zu sein; die Bilder und Filme der großen Kinostars, die uns den Glanz von Hollywood in’s heimische Wohnzimmer bringen, beweisen es schließlich. Meiner Meinung nach, schafft es Lana del Rey wie derzeit kein anderer Künstler, mit ihren Texten und Videos die Sehnsucht der Menschen, nach Nostalgie, klaren Strukturen und den einfachen Dingen des Lebens, zu bedienen**. Dabei entsteht die Anziehungskraft der Videos sicherlich auch dadurch, dass jeder von uns irgendwo diese verschwommenen, in rosa eingetauchten Erinnerungsfragmente von früher besitzt. Es ist dieses Gefühl, wie es uns auch überkommt, wenn wir eine verstaubte Kiste vom Dachboden holen und alte Bilder von früher finden. Darauf sehen wir dann vielleicht den ersten Italienurlaub der Großeltern mit dem VW-Bus oder uns selbst, stolz und strahlend vor einer Torte sitzend, an unserem fünften Geburtstag. Die Musik von und der Hype um Lana del Rey werfen meiner Meinung nach wirklich die Frage auf, ob viele Menschen es inzwischen so empfinden, dass früher alles besser gewesen sein soll? Oder sind es nicht vielmehr Erinnerungen an die eigene Jugend, in der man einfach weniger Verantwortung zu tragen hatte und dadurch das Leben von einer gewissen Leichtigkeit geprägt war? Ich werde jedenfalls das Nostalgie-Phänomen Lana del Rey weiterverfolgen und bin gespannt, wie es mit der Schmollmund-Dame weitergeht.
Bisous❤
C.
* Dieser Zeitmagazin-Artikel beschreibt ganz gut die unglamouröse Realität in der Hollywood Stadt L.A.
**Ist das vielleicht auch der Grund, warum die Serie „Mad Men“ so erfolgreich ist???
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